829. Geburtstag Bosniens

829. Geburtstag Bosniens

Anlässlich des 829. Geburtstages Bosniens wurde Univ. Prof. Dr. Kemal Hanjalić die Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft Bosnischer Akademiker in Österreich verliehen.

Reiseschriftsteller des Mittelalters haben uns Bosniern (aller Glaubensrichtungen!) den Namen „gute Bosniaken“ gegeben. Und sie wussten sehr gut, warum dieses Volk gut war.

Können wir denn wieder gute Bosniaken sein?

Mit dem Ziel des Bewusstwerdens eines bosnischen Individuums bzw. des Bosnientums, organisierte die Gesellschaft Bosnischer Akademiker in Österreich anlässlich des Geburtstags Bosniens die Feierlichkeiten.
Am 28. September 2018 wurde dementsprechend der Tag gefeiert, an dem die „Povelja Kulina Bana“ (29. August 1189) unterzeichnet wurde.

Durch den Abend führten große Persönlichkeiten der bosnischen Wissenschaft und Kultur, wie Univ. Prof. Kemal Hanjalić, Univ. Prof. Dževad Karahasan, Univ. Prof. Mirsad Hadžikadić und Univ. Prof. Anis Bajrektarević. Darüber hinaus sprachen ebenso Oberst Wolfgang Wildberger und die neue Generation der Gesellschaft Bosnischer Akademiker in Österreich, Mag.a  Merisa Mešanović und BaBa Murselović.

Die Feierlichkeit wurde von Senada Duhan mit einer Rezitation des Liedes „Zapis o zemlji“ von Mak Dizdar eingeleitet.
Im Anschluss dieses künstlerischen Beitrages eröffnete der Gründer der Gesellschaft, Sirađ Duhan, offiziell den ereignisreichen Abend mit einigen Worten, in denen er die Gründe und die Wichtigkeit der Feierlichkeiten erläuterte:

„Es ist nicht leicht ein solches Land wie Bosnien zu finden, das so viele sprachliche Veränderungen erlebt hat, so viele unterschiedliche Herrscher erlebt und überlebt hat, so oft ihre Elite auf unterschiedliche Weise verloren und trotzdem überlebt hat; und jedes Mal neue gute Menschen hervorgebracht hat, die in der Lage waren ein besseres Leben aufzubauen.
Die Geschichte beweist uns: Ban Stjepan II. leistete seinen Eid zunächst vor den „guten Bosniaken“ und dann erst vor der Kirche. Bosnier in Österreich-Ungarn akzeptierten, nach anfänglichem Widerstand, die neue Herrschaft und wurden zu vorbildhaften Bürgerinnen und Bürgern. Und auch heute zählen Bosnierinnen und Bosnier in Österreich – und auch in anderen Ländern – zu den am beispielhaftesten integrierten. Somit wird das Zitat „Od Kulina bana do sretnijih dana“  (Von Ban Kulin bis hin zu glücklicheren Tagen) immer wieder aufs Neue seiner Dimension gerecht.“

 

BH Akademiker in Österreich - 829 Geburtstag BosniensIm Anschluss führte die Historikerin Merisa Mešanović das Publikum zunächst auf eine Reise durch das mittelalterliche Bosnien und ebenso durch das Bosnien unter osmanischer Herrschaft.
Danach begeisterte die engagierte Solistin Nataša Mirković, deren Fokus auf klassischem und barocken Gesang sowie Volksmusik liegt, das Publikum mit zwei sephardischen „Sevdalinke“ aus der osmanischen Zeit.

 

Daraufhin erörterte der österreichische Oberst Wolfgang Wildberger dem Publikum Bosnien als Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie. Oberst Wildberger ist ehemaliger Kommandant des Regiments 54, das Träger des bosnisch-herzegowinischen Infanterieregiments in der österreichisch-ungarischen Monarchie ist. Seine überaus gut strukturierte und mit präzisen Daten geschmückte Präsentation, die einen bedeutenden Beitrag Österreich-Ungarns zur Entwicklung Bosniens offenbarte, weckte großes Interesse beim Publikum.

Univ. Prof. Kemal Hanjalić, ein berühmter bosnischer Wissenschaftler, sprach im Anschluss über die Beziehung zwischen Wissenschaft, Bildung und Wirtschaft und analysierte in einem nächsten Schritt die Situation in Bosnien und Herzegowina. Das Publikum bekam in Hinblick der historischen Entwicklung und des angesprochenen Verhältnisses der drei Aspekte einen exakten Einblick, wie es zu eben jener Situation kommen konnte, in dem sich das Land Bosnien und Herzegowina zurzeit befindet. Der Universitätsprofessor betonte, dass es in Bosnien Potenzial gäbe, aber es zu keiner gut entwickelten Gesellschaft kommen könne, solange sich Wirtschaft, Politik und Bildungssystem, insbesondere die Hochschulen, nicht gegenseitig unterstützen würden und appellierte in Hinblick auf die Notwendigkeit der Stärkung von Investitionen innerhalb Bosniens.

BH Akademiker in Österreich - 829 Geburtstag BosniensFür einen weiteren künstlerischen Beitrag sorgte des Weiteren Tina Kordić, eine Pianistin mit internationaler Konzertkarriere, die Nocturno Op. 55 in f-Moll des berühmte Komponisten Frederic Chopin spielte. Das Stück, das sie spielte, ist zwar eine berühmte Komposition. Allerdings ist weniger bekannt, dass das Stück auch slawische Elemente beinhaltet.

 

 

Univ. Prof. Anis Bajrektarević, ein renommierter Experte für Völkerrecht und Weltpolitik, reflektierte im Anschluss äußerst kritisch die Haltung gegenüber nationalen Minderheiten. Darüber hinaus warnte er vor potenziellem Radikalismus, der eben dann geschaffen wird, wenn trotz guter Integration und bei gleichzeitiger Stigmatisierung durch die Politik, der Wert bestimmter Minderheiten nicht anerkannt wird und ihnen die nötige Unterstützung verwehrt bleibt.

Univ. Prof. Mirsad Hadžikadić, einer der weltweit führenden Wissenschaftler im Bereich der Analyse, der medizinischen Informatik und komplexen Systemen, gab mittels seines Vortrages einen Überblick über die derzeitige soziale Situation in Bosnien und Herzegowina und präsentierte außerdem mögliche Szenarien des wirtschaftlichen Aufschwungs und die Entwicklung der Wissenschaften auf ihrem Weg zu „…glücklicheren Tagen“.

BH Akademiker in Österreich - 829 Geburtstag BosniensSelma Ajlović, eine bedeutende Studentin am Richard Wagner Konservatorium in Wien, erfreute das Publikum mit berühmten Motiven der bosnischen Sevdalinka, die in Form einer Opernarie vorgetragen wurde.

Begleitet wurde sie von Tina Kordić am Klavier.

 

 

Univ. Prof. Dževad Karahasan, der bedeutendste bosnische Schriftsteller der Gegenwart, las im Anschluss einen Auszug aus seinem Buch „Izvještaji iz tamnog vilajeta“. Die Lesung in der bosnischen Originalsprache offenbarte sich dem Publikum als ein authentisches Erlebnis.

BH Akademiker in Österreich - 829 Geburtstag BosniensWährend der feierlichen Veranstaltung konnten die Besucherinnen und Besucher eine äußerst interessante Installation einer Serie von Kunstplakaten der beiden Künstler/innen Adila und Hajrudin Diman betrachten. Der Titel der Installation heißt „Pismom kroz Bosnu“ und mithilfe unterschiedlicher Buchstaben bzw. Typografien, die für die jeweilige Epoche charakteristisch waren, erzählen die Kunstobjekte von der Einheit verschiedener kultureller Traditionen und ihrer Koexistenz ins Bosnien.

 

BH Akademiker in Österreich - 829 Geburtstag BosniensAm Ende der Feierlichkeit wurde dem Akademiker Kemal Hanjalić unter tosendem Applaus und mit „standing ovations“ der Ehrentitel innerhalb der Gesellschaft Bosnischer Akademiker in Österreich verliehen.

Allen an der feierlichen Veranstaltung mitwirkenden Personen wurden Blumen und eine Mappe mit der Serie der Installation „Pismom kroz Bosnu“ überreicht. Diese Aufgabe übernahmen Mitglieder des Vereins „Behar“, die in den unterschiedlichsten Trachten Bosnien und Herzegowinas gekleidet waren und somit der Tradition und der Kontinuität des Pluralismus Ausdruck verliehen.

Mit einem kräftigen Beifall wurde die junge und charmante Moderatorin Esma Diman-Murselović für ihre erfolgreiche Moderation durch den Abend belohnt.

Für das nächste Jahr ist geplant zwei Jubiläen zu feiern: 830 Jahre Povelja und 25 Jahre Gesellschaft  Bosnischer Akademiker in Österreich.

Lasst uns unsere Vergangenheit wahren, damit wir eine Zukunft haben!

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