Bosnien im Mittelalter

Bosnien im Mittelalter

Erste Angaben über Bosnien im VI. und VII. Jahrhundert stammen aus Meldungen über den Vorstoß der Kutriguren aus Sirmium nach Dalmatien und über den Vorstoß der Awaren im Jahr 597. Bosnische Länder hatten in der Zeit der Awaren die gleiche Organisation wie alle anderen slawischen Länder, die unter der Herrschaft der Awaren standen.

Als die Franken im VIII. Jahrhundert die Awaren besiegten, bestand in den bosnischen Ländern eine Kontinuität des politischen Lebens fort. Bis zum XII. Jahrhundert gab es mehrere Herrscherwechsel, während schließlich die bosnischen Herrscher blieben, um weiter für ihr Land zu kämpfen. Im XII. Jahrhundert begann ein lebendigeres politisches Leben.

Der erste selbständige bosnische Herrscher war Ban Borić (1163). Seine Unabhängigkeit wurde nicht in Frage gestellt, da es keine Beweise gibt, dass Bosnien jemals von einem ungarischen König regiert wurde, wie einige Historiker behaupten.

Das älteste Dokument eines südslawischen Herrschers, geschrieben am 29. August 1189, zeugt von der Unabhängigkeit Bosniens. Die „Povelja Kulina bana“ war eine Vereinbarung mit Dubrovnik, in welcher der Ban Kulin den Geschäftsleuten aus Dubrovnik erlaubt, in Bosnien Handel zu treiben – unter der Voraussetzung, dass diese ein Geschenk an Bosnien abgeben (heute wäre das eine Steuer). [Das Originaldokument liegt in Moskau, weil die Russen dieses Dokument als ihr eigenes Kulturgut betrachten, da die „Povelja Kulina bana“ das zweitälteste Dokument aller slawischen Herrscher ist.]

Zu dieser Zeit regelt der Ban Kulin auch die Beziehungen mit Rom und geht im Krieg gegen die Bzyantiner ein Bündnis mit Ungarn ein, womit er in Bosnien Frieden und Ruhe bewahrt. Durch Handelsvereinbarungen mit Dubrovnik und Venedig bringt er dem Land auch wirtschaftliche Prosperität.

Der große Aufstieg Bosniens beginnt im 14.Jahrhundert, als die Familie Kotromanić die Herrschaft übernimmt. Die Bosnische Kirche (Bogomilen) war eigenständig und durch enge Kooperation mit dem Staatsoberhaupt konnte die Unabhängigkeit von Rom bewahrt werden. Nicht alle Herrscher haben jedoch die Kirche hochgepriesen; so hatte Ban Stjepan II seinen Eid zuerst vor Zeugen der „guten Bosniaken“ abgelegt, dann vor der „ganzen Kirche und vor Bosnien“.

Bosnien im Mittelalter

Sein Nachfolger Tvrtko entwickelt Bosnien bis zur Blütezeit: Er schafft den mächtigsten Staat des Westbalkans. Das bosnische Gebiet reicht zu seiner Zeit von der Save im Norden bis zur Adria im Süden, wobei die Adriaküste von Zadar bis Dubrovnik ebenfalls bosnisch war.

Tvrtko wurde 1377 König und definierte die Maßstäbe ganz neu – er nannte sich „Herr von vielen bosnischen Ländern“. Der Schlüssel seines Erfolgs lag auch im Bergbau und im Handel mit Blei, Kupfer und Silber. Tvrtko, der größte bosnische Sohn, starb im Jahr 1391.

 

Literautur:

Nada Klaić, Srednjovjekovna Bosna, Zagreb 1994

Noel Malcolm: Bosnia, A short History, London 1994

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